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 Ejakulatuntersuchung

Die Unfruchtbarkeit beim Menschen beschreibt die Unfähigkeit eines Paares, ein gesundes Kind zu zeugen, auszutragen oder zur Welt zu bringen. Ein Paar gilt als steril wenn trotz bestehenden Kinderwunsches nach einem Jahr regelmäßigem, ungeschützem Geschlechtsverkehr eine Empfängnis ausbleibt. Der Begriff Infertilität hingegen bezeichnet die Unfähigkeit, eine Schwangerschaft bis zur Geburt auszutragen, und sollte nur nach dem Auftreten von mehreren Fehlgeburten verwendet werden. Diese Auffassung orientiert sich an der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Ist die Unfruchtbarkeit häufig?

Unfruchtbarkeit ist nicht selten. Etwa jedes sechste Paar hat Mühe bei der Erfüllung des Kinderwunsches. 10% der Paare benötigen länger als 2 Jahre, um Kinder zu bekommen. 3-4% der Paare bleiben ungewollt kinderlos. Etwa ein Drittel der Unfruchtbarkeit beruht auf rein weiblichen Ursachen, ein Drittel auf rein männlichen Ursachen und bei einem Drittel der Fälle sind kombinierte Ursachen zu finden.

Gründe der Unfruchtbarkeit

Der Hauptfaktor ist hier die Qualität des Spermas. Der Mann kann zu wenige oder keine Spermien produzieren, oder die produzierten Spermien können zu unbeweglich sein oder aufgrund verschlossener Samenleiter nicht nach außen gelangen. Die Diagnostik sollte diesbezüglich bei einem Arzt mit der Zusatzqualifikation Andrologie erfolgen. Alkohol- und Drogenmissbrauch können genau wie Umweltschadstoffe oder die berufsbedingte Schadstoffexposition die Samenqualität beeinflussen. Auch Krankheiten wie Bauchhoden, Leistenhoden oder Mumps können zu lebenslänglich verminderter Samenqualität führen. Temporär kann die Qualität der Spermien durch den Besuch von Sauna oder Whirlpool beeinträchtigt werden, da die Hitze die Spermien zerstören kann. Nach der Hitzeeinwirkung gebildete Zellen werden davon jedoch nicht beeinflusst. Seltene Ursachen können Körperfunktionsstörungen oder eine retrograde Ejakullation sein, d.h. das Sperma wird bei der Ejakulation in die Harnblase anstatt zur Penisöffnung geleitet. Untersuchungen zeigen ferner, dass die Samenqualität mit dem Alter abnimmt. Außerdem kann Strahlung eine Unfruchtbarkeit verursachen. Zum Schutz tragen sowohl Patienten als auch Personal die Röntgenstrahlen ausgesetzt werden, eine Schürze aus Blei, die die Geschlechtsorgane vor der Strahlung schützt.

Wie wird die Fruchtbarkeit des Mannes beurteilt?

Ein Spermiogramm ist das Ergebnis einer Ejakulatuntersuchung und dient der Beurteilung der Zeugungsfähigkeit des Mannes. Ein Spermiogramm wird erstellt, wenn Verdacht auf Unfruchtbarkeit besteht (unerfüllter Kinderwunsch) oder nach einer Samenleiterdurchtrennungvdie Sterilität sichergestellt werden muss.

Ejakulatanalyse nach WHO Kriterien

Die Ejakulatuntersuchung wird standardisiert nach WHO Kriterien (2010) vorgenommen.

Referenzwerte für ein Spermiogramm nach WHO 5

Ejakulatvolumen ≥ 1,5 ml (1,4–1,7) pH-Wert ≥ 7,2 Spermienkonzentration ≥ 15 Mio. Spermatozoen pro Milliliter Spermiengesamtzahl ≥ 39 Mio. Spermatozoen Beweglichkeit ≥ 32 % progressiv bewegliche Spermien Morphologie 4 % (3,0–4,0 %) Anteil lebender Spermien (Eosin-Test) ≥ 50 % Leukozyten < 1 Mio. pro Milliliter Als mögliche Kritik an den o.g. Referenzwerten und relativ engen Grenzen im WHO-Handbuch muss die Bemerkung in neueren Studien gewertet werden, die aussagen, dass fruchtbare Männer eine weite Variation bei den klassischen Parametern der Spermienqualität aufzeigen.

Physikalisch chemische Eigenschaften

Es werden Parameter wie Menge, Aussehen, Geruch, Verflüsigungszeit, Viskosität und pH Wert beurteilt

Spermatozoenkonzentration

Die Konzentration wird mit Hilfe einer Zälkammer unter dem Phasenkontrastmikroskop ermittelt

Beweglichkeit Motilität

Durch die WHO 5 wurde die Motilität in drei Kategorien eingeteilt:
  • progressive motility (PR) = progressive Beweglichkeit
  • non-progressive motility (NP) = nur lokale Beweglichkeit, „Kreisschwimmer“
  • immotile = keine Beweglichkeit
Die Untersuchung wird mikroskopisch durchgeführt. Die Beweglichkeit wird als normal eingestuft, wenn sich mehr als 32 % der Spermatozoen progressiv (Kategorie PR) und mindestens 40 % (38–42 %) überhaupt (Kategorie PR + NP) bewegen.

Morphologie

Als von besonderer Bedeutung für die Beurteilung der Fruchtbarkeit gilt die Gestalt der Spermatozoen, jedoch wurde hier bezüglich eines Referenzwertes für das Laborhandbuch kein Konsens erzielt. Während in der Ausgabe von 1992 noch der Grenzwert für den Anteil normal geformter Spermatozoen mit 30 % festgelegt war, findet sich in der aktuell gültigen Ausgabe nur noch ein Wert von 4 %.

Vitalität

Die Bestimmung des Anteils lebender Spermatozoen (Vitalität) erfolgt durch das Anfärben toter Spermatozoen mit dem Farbstoff Eosin, der durch die Zellmembran in das Zellinnere eindringt. Die Zellmembran lebender Samenzellen hingegen ist für Eosin undurchlässig.

Beurteilung des Spemiogramms nach WHO Kriterien

Normozoospermie den Referenzwerten entsprechend
Oligozoospermie < 15 Mio. Spermatozoen pro Milliliter
Asthenozoospermie < 32 % progressiv bewegliche Spermien
Teratozoospermie verminderter Anteil morphologisch normaler Spermatozoen
Oligoasthenoteratozoospermie (OAT Syndrom) Kombination aus zu niedriger Konzentration, unzureichender Beweglichkeit und vermindertem Anteil normaler Morphologie
Azoospermie Keine Spermatozoen im Ejakulat
Aspermie Kein Ejakulat
Nekrozoospermie keine Beweglichkeit der Spermien
Polysemie > 6 ml Ejakulatvolumen
Parvisemie < 2 ml Ejakulatvolumen
Kryptozoospermie < 1 Mio. Spermien pro Milliliter
Hyperzoospermie > 150 Mio. Spermien pro Milliliter
Polyzoospermie > 200 Mio. Spermien pro Milliliter

Selbstverständlich wird in unserer Praxis das Spermiogramm gemäß den WHO Kriterien erstellt. Ebenso besteht die Fachkompetenz der Urologe durch Zusatzausbildungen im Andrologischen Bereich. Sollten schwerwiegendeStörungen festgestellt werden besteht eine enge Zusammenarbeit mit entsprechenden Kinderwunschzentren der Umgebung.